Einleitung:Die Thematik der „Jugendsprache“ wird in vielen Bereichen zunehmend kontrovers diskutiert. Mitte der 60er Jahre erschien das Thema anfangs in den Medien, um auf die von Sprachpuristen wachsende Sorge der nachlassenden Sprachleistungen Jugendlicher aufmerksam zu machen. Die Besorgnis um das Verständnis zwischen den Generationen sowie die Unsicherheit über den Umgang mit jugendsprachlichen Ausdrücken weckten das Interesse der Öffentlichkeit. Mit wachsender Toleranz der Gesellschaft und der Verringerung des Generationskonfliktes verlagerten sich die Medieninteressen. Werbeagenturen, Freizeitindustrie und Massenmedien wurden sensibel für jugendsprachliches Material, um damit die „jung gebliebene“ Gesellschaft und die jugendlichen Konsumträger als breite Zielgruppe anzusprechen. Um vermarktete jugendsprachliche Modewörter zu entschlüsseln, werden Wörterbücher herausgegeben.
Wörterbücher zur „Übersetzung“ von prägnanten jugendsprachlichen Bezeichnungen neigen dazu, Jugendsprache zu einem Sonderwortschatz zu reduzieren. Der Leser erfährt dabei nicht, in welchen situativen Rahmenbedingungen Jugendliche „ihre Sprache“ sprechen. In welchem Maße beeinflusst das soziale Umfeld die Kreativität der Sprecher und die Innovation spezieller Begriffe, die von Befürwortern als positive Aspekte der Jugendsprache dargestellt werden? Zusammen mit der strukturellen Betrachtung der Lexik erhält man erst einen wissenschaftlichen Blick in das Phänomen der Jugendsprache.
Diese Arbeit ist in dem Sinne soziolinguistisch, als dass sie das Sprachverhalten gesellschaftlicher Gruppen, hier der Jugendlichen, untersucht und die Sprachstruktur mit der Sozialstruktur in Beziehung setzt. Wie von gegenwärtigen Jugendsprachforschern gefordert, betrachtet diese Arbeit strukturelle, soziale, kulturelle und situative Faktoren, um Jugendsprache verstehen zu können.Und das Untersuchungen zur Sprache von Minderheitenblättern nicht nur die Forschungen zur Jugendsprache bereichern können, sondern gleichermaßen den Erkenntnisstand über verschiedene andere Sondersprachen. Infolge des besonderen sprachlich-kommunik
ativen Kontextes der lebensweltlichen Mehrsprachigkeit und des spezifischen soziokulturellen Umfelds der erlebten Interkulturalität vermögen solche Forschungen - die künftig in größerer Zahl und auf breiterer Basis wünschenswert wären - Blickwinkel, Instrumentarien und Ergebnisse der traditionellen Forschungsaktivitäten im Sprachraum durch qualitativ neue Aspekte zu ergänzen und dadurch auch in vielerlei Hinsicht zu relativieren.