Einleitung:Kein Krieg ist ein Zufall. Es ist doch klar, das Deutsche Reich kam auch nach langfristigen Vorbereitungen nach China, um eine Kolonie einzurichten. Im 19. Jahrhundert war das internationale Ansehen Chinas auf einen Tiefpunkt gesunken. Das einst bewunderte exotische Land wurde für viele Europäer zu einer belächelten Karikatur seiner selbst. Doch neben der Lächerlichkeit des Landes versuchen die Europäer auch noch andere Züge hinter dem Antlitz des gedemütigten China zu erkennen. Eine weitgehend irrationale Angst vor der „ Gelber Gefahren“ machte sich seit dem Chinesisch-Japanischen Krieg (1894~1895) in Europa, Amerika und Australien bereit. In diesem Krieg hat das Inselvolk der Japaner militärische Schlagkraft erstmals in einer internationalen Auseinandersetzung unter Beweis gestellt. In nur wenigen Jahrzehnten gelang Japan der Wandel von einem abgeschlossenen, rückständigen und politisch zersplitterten Inselreich zu einem modernen industrialisierten Land nach westlichem Vorbild, das auf wirtschaftlicher und militärischer Ebene durchaus mit dem Mächten des Westens konkurrieren konnte.
Der deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859~1941) ist der Urheber des Begriffs die „Gelber Gefahren“. Der tatsächliche Bedeutungsgehalt des Begriffes war verschiedensten Interpretationen und den jeweiligen historisch-politischen Umständen unterworfen. Zum einen brachte man mit dem Schlagwort die „Gelbe Gefahren“ die Angst vor einem politischen und wirtschaftlichen Erstarken Chinas zum Ausdruck, als dessen Folge China sich der westlichen Kolonisationen entledigen und später mit Hilfe seiner gewaltigen Bevölkerungsressourcen (eventuell unter Führung Japans) nach westen vordringen und Europa, ja sogar die ganze Welt, unterwerfen könnte. Als Vorbild für dieses „Grauensszenario“ diente die Erinnerung an die Einfälle asiatischer Volksstämme (Hunnen, Magyaren, Mongolen) in Europa. Zum anderen befürchtete die weiße Arbeiterkraft vor allem Australiens, Südafrikas und Kaliforniens einen Konkurrenzkampf mit den genügsamen und billigeren chinesischen Kulis am Arbeitsmarkt. Die „Gelber Gefahren“ wurde in diese Regionen vorwiegend in Form von Billigstarbeitskräften aus Südchina als Ersatz für den illegal gewordenen Handel mit afrikanischen Sklaven importiert.
Wilhelm II. fühlte sich schon 1895 berufen, zum gemeinsamen Kampf der europäischen Mächte gegen die „ Gelber Gefahren“ aufzurufen. Eine Allegorie dieses Kampfes ließ er nach eigenem Konzept vom Maler Hermann Knackfuß, Professor an der Kasseler Kunstakademie, unter dem Titel „ Völker Europas, wahrte eure heiligsten Güter!“ ausführen: