Einleitung:Als in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst Vertreter des Oberkommandos der Wehrmacht vor den Vertretern der Streitkräfte der Anti-Hitler-Koalition die offizielle Urkunde über die bedingungslose Kapitulation unterzeichnen mussten, atmeten die Völker Europas auf. Für sie war ein Krieg zu Ende, dessen Ausmaße, Zerstörungen und Opfer alles bis dahin Gekannte übertraf. Noch sechs Jahrzehnte danach ist es fast unmöglich, sich einen Begriff vom Ausmaß der Gewalt und dem Leid zu machen, die der Krieg mit sich gebracht hatte. Die Gesamtzahl von Menschen, die während des Zweiten Weltkrieges starben, liegt vermutlich bei 70 Millionen oder gar mehr. Niemand weiß es genau. Wir wissen, dass das Nazi-Regime und seine Komplizen sechs Millionen europäische Juden ermordeten. Weitere drei Millionen nichtjüdische Polen wurden getötet. Nahezu 25 Millionen sowjetische Soldaten und Zivilisten mussten ihr Leben lassen. Fünfzehn Millionen Chinesen, sechs Millionen Deutsche und ebenso viele Japaner kamen um. Und weitere zwei Millionen Jugoslawen fanden den Tod.
Der Zweite Weltkrieg hat Deutschland, Europa und die Welt verändert. Kriege lassen sich beenden. Ihre Spuren bleiben. Auch wenn die Geschichtsbücher mit dem 8. Mai 1945 einen Schlussstrich unter den Zweiten Weltkrieg ziehen, muss den Schülerinnen und Schülern bewusst werden, dass seine Folgen viel länger andauern als die Kriegshandlungen. Erst 1955 kehrten zum Beispiel die letzten Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion zurück, erst 1963 begannen in Frankfurt die Auschwitz-Prozesse und noch in den achtziger Jahren wurden flüchtige Kriegsverbrecher wie Klaus Barbie verurteilt. Dass sich die Spuren des Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart ziehen, zeigt nicht zuletzt die Aufmerksamkeit, die Politik und Medien dem Jahrestag beimessen. Der Zweite Weltkrieg ist ein einprägsames Beispiel für die Gegenwart der Geschichte.